Der Lebenslauf ist das Kernstück Ihrer Bewerbung. Er ist die ausführliche Visitenkarte für den Start in einen neuen Job. In einer sich rasant verändernden Arbeitswelt und wachsender Konkurrenz ist es wichtiger denn je, dass Ihr Lebenslauf „up to date“ ist und Ihre Kompetenzen und Fähigkeiten realistisch und überzeugend darstellt. Dazu zählt auch, wie wir mit Lücken im Lebenslauf umgehen, denn diese kommen häufig und in den besten Familien vor. Lücken haben vielfältige Gründe, die nachvollziehbar sein können – wenn sie richtig erklärt werden.
In unserer dreiteiligen Serie nehmen wir Trends, konkrete Tipps für den Lebenslauf und den Umgang mit Lücken unter die Lupe. Dafür haben wir Stimmen von Fachleuten gesammelt und fünf erfahrene INQUA Karriere-Coachs interviewt, deren Antworten wir in drei aufeinanderfolgenden Teilen zusammenfassen. Wir bedanken uns ganz herzlich bei den Kollegen und Kolleginnen Petra Schreiber, Johannes Junker, Christine Yildirim, Dr. Urte Hotje und Sylvia Reckel für ihre wertvollen Hinweise. Im letzten und dritten Teil unserer Serie beschäftigen wir uns daher mit der Frage:
Wie geht man am besten mit Lücken im Lebenslauf um?
„Wenn Lücken, dann ehrlich damit umgehen. Unauffällig und mit klugen Formulierungen darstellen und den Fokus im CV nicht auf die Lücken lenken, sondern auf die Kompetenzen. Und bei Fragen einfach an uns wenden, dafür sind wir da!“ – Petra Schreiber
INQUA Karriere-Coach Petra Schreiber weiß aus Erfahrung: „Lücken sind immer heikel, aber auch nichts Außergewöhnliches. Die heutigen Werdegänge sind nicht mehr geprägt von Ausbildung, Studium und anschließend lückenlosen Beschäftigungsverhältnissen über lange Zeiten. Befristete Arbeitsverträge und Patchwork-Karrieren sind nichts Ungewöhnliches. Es gibt viele Gründe für Lücken.“ Für sie zählen zunächst befristete Arbeitsverhältnisse dazu: „Das sollte am besten auch gleich aufgezeigt werden.“ Ebenso eine betriebsbedingte Kündigung, Kündigung in Probezeit oder die Eigenkündigung, ohne etwas Neues zu haben. „Letzteres ist ein Phänomen, das wir viel bei der Generation Y erleben“, meint Petra Schreiber. Gründe für Lücken sind auch Eltern-, Familien- und Pflegezeiten sowie krankheitsbedingte Ausfallzeiten und persönliche bewusste Auszeiten („wenn es tatsächlich so ist“). Je nachdem, wie viele Lücken im Lebenslauf vorkommen und wie lang diese sind, erklärt sie, tauchen bei Personalern Fragen auf: „Fehlt es dem Bewerber an Motivation und Durchhaltevermögen? Gibt es Probleme im Sozialverhalten? Weiß derjenige nicht, was er will? Oder: Wie lange wird es der Bewerber bei uns aushalten?“ Ihre Empfehlung lautet: „Lücken, die länger als zwei Monate sind, sollten auf jeden Fall erklärt werden. Es sollte immer offen und ehrlich damit umgegangen werden, denn spätestens im Vorstellungsgespräch wird das ein Thema. Ich habe viele Menschen in meiner Beratung und im Coaching, die aufgrund von ‚unerklärten‘ Lücken gar keine Einladungen zum Vorstellungsgespräch erhalten haben, weil ihnen oft gar nicht bewusst ist, wie der Lebenslauf gelesen und gedeutet wird. Dabei sind es oft Gründe, die wiederum den Menschen auszeichnen und interessant machen.“ Im besten Falle, so führt sie aus, werden Lücken daher mit Bewerbungsphase, Fort- oder Weiterbildung, Umschulung, Auslandsaufenthalt, sozialem Engagement, Selbstständigkeit oder einer Vorbereitung derselben, Familiengründung, Elternzeit oder Kindererziehung gefüllt. Abschließend hat sie noch einen wichtigen Tipp: „Die Beschäftigungszeiten sollten immer mit Monat und Jahr angegeben werden und nicht nur mit Jahreszahlen, denn hier werden oft Lücken vermutet.“
„Ich empfehle eine möglichst konstruktive und positive Darstellung der Lücke“ – Johannes Junker
Johannes Junker stimmt dem zu: „Alles, was über den Zeitraum von zwei Monaten hinausgeht und nicht erklärt wird, gilt als Lücke im Lebenslauf.“ Er empfiehlt, am besten gar keine Lücken zu lassen beziehungsweise im Zweifel eine möglichst konstruktive und positive Darstellung der Lücke, beispielsweise mit freiberuflicher Tätigkeit im Bereich X, Work & Travel oder einer künstlerischen Tätigkeit: „Hauptsache, Sie haben irgendetwas gemacht.“ In der Formulierung setzt er auf Klarheit und Ehrlichkeit: „Wer arbeitssuchend war, sollte auch ‚arbeitssuchend‘ schreiben, und wer sich in dieser Zeit fortgebildet hat, sollte das mit ‚fachlicher Weiterbildung & Qualifizierung XYZ‘ betonen.“
„Der Lebenslauf ist immer so individuell wie die Persönlichkeit selbst. Lücken sollten immer offensiv angegeben und eventuell mit einer Lernerfahrung verbunden werden“ – Christine Yildirim
Ähnlich wie ihre Kollegen und Kolleginnen sieht das auch Christine Yildirim: „Es kommt darauf an, welchen Namen man dieser Lücke gibt: Statt ‚arbeitslos‘ kann man zum Beispiel ‚Neuorientierung‘ schreiben. Das ist es ja auch in den meisten Fällen: eine Neuorientierung und Neuausrichtung, um die stimmige berufliche Herausforderung zu finden. Welche Weiterbildungen sind eventuell in dieser Zeit gemacht worden? Dies alles ist zu dokumentieren.“ Ein Lebenslauf sei, so erklärt Christine Yildirim, „immer so individuell wie die Persönlichkeit selbst: Lücken sollten immer offensiv angegeben und eventuell mit einer Lernerfahrung verbunden werden“. Weiterhin argumentiert sie: „Ist eine Lücke gut ‚verargumentiert‘, habe ich als Personaler:in keine Probleme, Lücken anzuerkennen, denn oftmals sind diese mit großen Entwicklungszeiten zu vergleichen: Wann lernt man am meisten im Leben? In Krisenzeiten. Also ist hier darauf zu achten, was in dieser Zeit reflektiert und gelernt wurde. Und das kann man dann in einem ‚kernprägnanten‘ Begriff formulieren.“
„Die Zeiten der Erwerbslosigkeit sollten explizit aufgeführt sein“ – Dr. Urte Hotje
Dr. Urte Hotje fasst das Ganze mit diesen Worten kurz zusammen: „Der Lebenslauf muss lückenlos dokumentiert sein. Wenn Monate oder Jahre fehlen, wird der Leser oder die Leserin misstrauisch. Die Zeiten der Erwerbslosigkeit sollten explizit aufgeführt sein.“ Für sie ist es nicht ausreichend, nur arbeitssuchend zu schreiben, sondern auch sie empfiehlt, „zu beschreiben, wie die Zeit sinnvoll genutzt wurde. Beispielsweise durch eine Weiterbildung, eine ehrenamtliche Tätigkeit, die Pflege von Angehörigen oder eine Weltreise. Damit zeigst du, dass du aktiv bleibst, dich engagierst und dein Leben im Griff hast.“
„Oft ist es lediglich eine Frage der ‚Sprachregel‘ bezüglich der jeweiligen Situation“ – Sylvia Reckel
Auch Sylvia Reckel sucht als Coach immer gemeinsam mit dem oder der Coachee eine individuelle Lösung: „Wichtig ist mir, dass sich die Coachees in der Kommunikation nach außen wohlfühlen. Dabei gibt es aus meiner Sicht für diese Erklärungen keine Patentrezepte. Das gilt nicht nur für den Lebenslauf, sondern auch für das Bewerbungsgespräch.“ Auch Sylvia Reckel empfiehlt auf jeden Fall, nicht die Unwahrheit über Lücken zu schreiben: „Oft ist es lediglich eine Frage der ‚Sprachregel‘ bezüglich der jeweiligen Situation. Das heißt: Wie formuliere ich einen bestimmten Sachverhalt psychologisch geschickt, damit er mir nicht zum Nachteil wird?“ So wird gemeinsam mit den Klienten und Klientinnen eine Lösung gesucht und gefunden – ein zentraler Punkt im INQUA Karriere-Coaching.
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Im INQUA Karriere-Coaching werden alle Kunden in sämtlichen Phasen der Lebenslauferstellung – vom Inhalt über das Layout bis hin zu konkreten Beispielen – konstruktiv unterstützt. Dabei werden sowohl der allgemeine aktuelle Standard als auch die Branche berücksichtigt und der Lebenslauf wird in seiner äußeren Form gemeinsam mit dem Kunden angepasst. INQUA bietet hierzu Arbeitsmaterialien und Mustervorlagen an, die es einfacher machen, die eigenen Daten darzustellen. Dazu zählen unter anderem von INQUA entwickelte, konkrete Lebenslaufbeispiele, ein kostenfreies E-Book sowie Medien- und Content-Tipps. Ein wesentlicher Bestandteil ist die Reflexion der Berufsbiografie und die Aufdeckung neuer Möglichkeiten durch das Kompetenzprofil High Profiling®
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Über den Autor:
Die Interviewten:
INQUA Karriere-Coach Petra Schreiber aus Frankfurt ist Expertin für Karriere-, Image- und Persönlichkeitsentwicklung mit über 25 Jahren Erfahrung als HR-Generalistin und HR-Managerin mit Führungsverantwortung.
INQUA Karriere-Coach Christine Yildirim aus Hannover ist Diplomverwaltungswissenschaftlerin und Lehrbeauftragte an der Leibniz Universität Hannover. Ihre Spezialgebiete: der Umgang mit Veränderungen sowie Begleitung bei Rollenwechseln und Lebensphasenübergängen.
INQUA Karriere-Coach Sylvia Reckel ist Systemische Coach aus Hannover und konzentriert sich als Arbeitswissenschaftlerin auf die Themen Personal und Führung sowie Wandel und Entwicklung von Organisationen.
INQUA Karriere-Coach Dr. Urte Hotje aus Hannover ist promovierte Chemikerin und als Coach der Wirtschaft und Business-Aufstellerin spezialisiert auf die strategische Karriereplanung und berufliche (Neu-)Orientierung.
INQUA Karriere-Coach Johannes Junker hat in Berlin bei INQUA als Head of Communications und Coach eine Doppelfunktion. Als kreativer Prozessbegleiter sorgt er für eine individuelle Ziel- und Visionsentwicklung.
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