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Warum die Jobsuche so stressig istDie Polyvagal-Theorie als „Klettergerüst“Übungen und Strategien zur Stressbewältigung“ Menschen unter Stress haben einen eingeengten Blick und keinen vollständigen Zugriff auf ihre Kompetenzen. Deswegen ist es erst mal gut, wieder in den Status der Sicherheit zu kommen” – Marcus Rosik, INQUA Karriere-Coach und hypnosystemischer Coach aus Bremen
In dieser COACHGEFLÜSTER-Episode dreht sich alles um ein Thema, das für viele Jobsuchende von zentraler Bedeutung ist: Stress und Stressmanagement. Host Johannes Junker spricht mit seinem Coach-Kollegen Marcus Rosik darüber, wie man mit den stressigen Phasen der Arbeitssuche am besten umgeht. Besonders interessant: die Polyvagal-Theorie, die tiefere Einblicke in die körperlichen Reaktionen auf Stress gibt.
Warum die Jobsuche so stressig ist
Die Jobsuche ist für viele Menschen in der beruflichen Neuorientierung ein emotionales Auf und Ab, das von Unsicherheit, Selbstzweifeln und Anspannung geprägt ist. Marcus berichtet von Klient:innen, die zu Beginn des Coachings unter starkem Stress stehen, weil sie sich unter hohem Druck fühlen, bis zu einem bestimmten Zeitpunkt eine neue Stelle finden zu müssen. Dieser Druck wird oft durch externe Faktoren verstärkt, wie zum Beispiel Freund:innen oder Partner:innen, die Jobvorschläge machen, die nicht den eigenen Vorstellungen entsprechen.
Einer der größten Stressfaktoren auf Jobsuche sind jedoch Absagen von Unternehmen. Eine Häufung von Absagen auf Bewerbungen trifft oft empfindliche Punkte und ruft Ablehnung und ein Gefühl des Scheiterns hervor. Dies führt zu einer Negativspirale, in der der Stresspegel immer weiter ansteigt, das Sichtfeld sich verengt und die Handlungsspielräume gefühlt schrumpfen. Dabei sinkt die individuelle Reizschwelle: „Da reicht oft ein kleineres Event, um die Anspannung zum Explodieren zu bringen“, so Marcus.
Auch die Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch und das Vorstellungsgespräch selbst sorgen im Coaching zunächst einmal für Stress. So auch die berüchtigte „Stressfrage“, auf die Marcus seine Klient:innen vorbereitet, die bestimmte Berufe oder Positionen anstreben.
Die Polyvagal-Theorie als „Klettergerüst“
Um in stressigen Phasen der Jobsuche besser zu bestehen, bietet Marcus konkrete Bewältigungsstrategien an, die kurz- oder langfristig wirken. Eine zentrale Rolle spielt in seinen Coachings die Polyvagal-Theorie von Stephen Porges, die erklärt, wie unser Körper in Stresssituationen reagiert. Sie beschreibt, dass wir in drei Zustände wechseln können: Sicherheit, Gefahr und Lebensgefahr. Bei Stress befindet sich unser Körper im Gefahren-Modus, was unsere Fähigkeit, klar zu denken, einschränkt. Bei der Stufe der Lebensgefahr geraten wir sogar in den bekannten „Freeze“.
Marcus beschreibt dieses Erklärmodell als ein „Klettergerüst, wo man rauf und runter, links und rechts klettern kann. Das gibt plötzlich total viel Orientierung und Sicherheit.“ Denn das Wissen über die neurobiologischen Vorgänge hilft dabei, sich selbst und andere besser zu verstehen und Stressreaktionen richtig einzuordnen. Dann kann es gelingen, wieder in den Status der Sicherheit zu kommen, den Blick und die eigenen Handlungsspielräume zu weiten und den vollen Zugriff auf die eigenen Kompetenzen zurückzugewinnen.
Übungen und Strategien zur Stressbewältigung
Sofortmaßnahmen, wie das Verlassen der aktuellen Situation, Spazierengehen oder Atemübungen, können dazu beitragen, aus dem Gefahren-Status herauszukommen. Einfache Techniken wie das Äpfelpflücken helfen, den Körper zu entspannen und den Kopf freizubekommen. Besonders hilfreich – wie auch lebendig und spaßig – ist Marcus‘ Lieblingsübung: der Sieger-Hüpf-Trick, eine Art „Verstör-Technik“. Erfahren Sie mehr dazu im Podcast.
Langfristig sind Bewegungsroutinen, Hobbys, Freund:innen und soziale Aktivitäten von zentraler Bedeutung für ein ausgeglichenes und stressfreieres Leben. Strukturen im Alltag sind ebenso wichtig, um Sicherheit und Stabilität zu schaffen. Eine selbst auferlegte Tages- und Wochenstruktur kann zum Beispiel helfen, sich zu organisieren und die Selbstwirksamkeit zu stärken.
„Das, was der Körper da macht, ist vielleicht unverständlich, aber er hat eine total gute Absicht, nämlich unser Überleben zu sichern“, so Marcus. Mit diesem Gedanken können Sie vielleicht leichter Frieden schließen mit Ihren als falsch empfundenen Stressreaktionen und Verhaltensweisen. Außerdem dient Stress auch als Signal, das uns darauf hinweist, wo Handlungsbedarf besteht. Und mit den richtigen Methoden lässt er sich schließlich so regulieren, dass er uns nicht lähmt, sondern sogar zu besseren Entscheidungen führen kann. Wir unterstützen Sie gern dabei im INQUA Karriere-Coaching. Viel Spaß beim Hören!
Über den Autor:
Weitere Links zum Thema:
Literaturtipps von Marcus:
Leben mit der Polyvagal-Theorie – Deb Dana
Der Vagus-Nerv als innerer Anker – Deb Dana
COACHGEFLÜSTER-Folgen:
Wie Sie Ihre Körpersignale bei der Jobsuche nutzen – mit Monica Rella, INQUA Coach und Embodiment-Expertin
Krisen meistern – Arbeitslosigkeit als Chance – mit Susanne Günter, INQUA Coach und Krisen-Expertin
Raus ins Grüne! Mit Naturcoaching zum neuen Job (mit Pleasure-Walk-Übung) – mit Natur- und INQUA Coach Klemens Wannenmacher
Der Ressourcenbaum als Coaching-Übung zum Mitmachen – mit INQUA Coach Jochen Ziepke
Stress am Arbeitsplatz from 9 to 5? Tipps gegen Burn-out – mit INQUA Coach Renée Seehof
Blogbeitrag:
Dauerstress im Job: Burn-on frühzeitig erkennen und Grenzen setzen
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