Inhalt:
1. Was versteht man unter Neurodiversität und Hochsensibilität?2. Stärken von hochsensiblen Menschen3. Ich bin hochsensibel – und jetzt?4. Mein:e Mitarbeiter:in ist hochsensibel – und jetzt?5. Passende Berufe für Hochsensible6. Jobs, die für hochsensible Menschen herausfordernd sein können7. Hochsensibilität und Zufriedenheit im Job können Hand in Hand gehenAm Nebentisch telefoniert die Kollegin mit einem Kunden, woanders klappern Absätze durchs Büro und der Kollege fragt in die Runde, ob jemand mit in die Kantine kommt: Es gibt Currywurst. In der offenen Teeküche erzählen sich zwei Kolleginnen ihre Urlaubsgeschichten, während die Kaffeemaschine lautstark die Bohnen für ihre Cappuccinos mahlt. Irgendwo klingelt ein Telefon ins Leere, die Kollegin mit den künstlichen Fingernägeln hackt zum regelmäßigen Sound einkommender E-Mails in die Tastatur. Während sich die einen jetzt fragen, wo das Problem liegt – so klingt sie nun einmal, die schöne neue Arbeitswelt –, sind die anderen allein schon vom Lesen gestresst, da sie diese Reizüberflutung nur allzu gut kennen. Und weil sie sie einfach wahnsinnig anstrengend finden – denn sie sind hochsensibel.
In der modernen Bürowelt gehört die oben beschriebene Szene zum Grundrauschen. Viele Menschen können gut damit umgehen und Störfaktoren in den Hintergrund schieben. Hochsensible Menschen allerdings nehmen nahezu alle Impulse aus ihrer Umwelt bewusst und ungefiltert wahr. Fast jeder ankommende Reiz, egal über welchen Sinn, kann einen Gedanken unterbrechen und die Konzentration stören. Hochsensible hören im wahrsten Sinne des Wortes die Flöhe husten und können sich nicht dagegen wehren. Darum gleich zu Beginn der Hinweis, dass gut gemeinte Ratschläge wie „Du musst das einfach ausblenden!“ völlig fehl am Platz sind. Den einen perfekten Job für Hochsensible gibt es jedoch genauso wenig, denn jede Person ist verschieden und hat ihre eigenen Stärken, zu denen auch die Hochsensibilität selbst gehört.
Grundsätzlich können hochsensible Menschen jeden Beruf ausüben, der ihnen Freude bereitet und in dem sie ihre besonderen Talente und Stärken optimal einsetzen können. Bei der Wahl ihrer beruflichen Laufbahn sollten sie jedoch sorgfältig abwägen, welche ihnen am besten entspricht. Denn ein passender Beruf kann sich positiv auf die Symptome der Hochsensibilität auswirken, wohingegen eine ungeeignete Arbeitsumgebung diese verstärken kann. Deshalb gehen wir in diesem Artikel genauer darauf ein, welche Berufe sich für Hochsensible besonders eignen. Zudem werden die Berufe genauer beleuchtet, die sich bei Hochsensibilität als weniger geeignet erweisen.
Dieser Artikel ist Teil einer Beitragsreihe zum Thema Neurodiversität. In dieser Reihe werden verschiedene Neurodivergenzen ausführlich thematisiert und berufliche Möglichkeiten dargelegt, die betroffenen Menschen zur Verfügung stehen. In den weiteren Beiträgen wird auf die Themen Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS), Hochbegabung und Autismus eingegangen.
1. Was versteht man unter Neurodiversität und Hochsensibilität?
Die natürliche Vielfalt neurologischer Wahrnehmungen und Unterschiede in unserer Gesellschaft wird als Neurodiversität beschrieben. Eine dieser Ausprägungen ist die Hochsensibilität. Sie beschreibt eine tiefere und intensivere Verarbeitung von Reizen. Menschen, die hochsensibel sind, nehmen ihre Umgebung differenzierter wahr und reagieren intensiver auf emotionale, soziale und sensorische Eindrücke. Diese Sensibilität betrifft nicht nur äußere Reize, sondern auch die Wahrnehmung von Stimmungen und Emotionen anderer Menschen. Hochsensible Personen besitzen oft ein ausgeprägtes Empathievermögen und sind in der Lage, zwischenmenschliche Beziehungen tiefgehend zu verstehen.
Die amerikanische Psychologin Elaine Aron prägte den Begriff der Hochsensibilität in den 1990er-Jahren. Sie beschreibt Hochsensibilität als eine genetisch veranlagte Eigenschaft, die sich durch eine erhöhte Empfänglichkeit für Reize und eine intensivere Verarbeitung von Informationen auszeichnet. Hochsensible Menschen reagieren oft stark auf Lärm, Hektik, Licht, Kritik oder Konflikte, was sie in stressigen Arbeitsumgebungen vor besondere Herausforderungen stellt.
Hochsensibilität ist ein Thema, das in der Arbeitswelt zunehmend an Bedeutung gewinnt. Laut Expert:innen weisen etwa 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung das Persönlichkeitsmerkmal Hochsensibilität auf, allerdings in unterschiedlicher Ausprägung. DIE Hochsensibilität existiert nicht. Es gibt Variationsbreiten, die sich grob in drei Bereiche clustern lassen: die Art der Wahrnehmung, die Art zu denken sowie die Art zu fühlen. Diese Bereiche können vereinzelt oder in Kombination miteinander auftreten, wobei die eine oder andere Art stärker beziehungsweise schwächer ausgeprägt sein kann.
Hochsensibilität kann sich auf alle fünf Sinne auswirken. So sind einige Menschen akustischen Reizen gegenüber besonders empfindsam, während bei anderen vor allem haptische Eindrücke wirken oder alle fünf Sinne geschärft sind. Auch hier gibt es unendlich viele Möglichkeiten der Ausprägung und Kombination. Viele hochsensible Menschen sind besonders empathisch und haben ein extrem gutes Gespür für zwischenmenschliche Spannungen. Was hochsensible Menschen neben diesen Unterschieden gemeinsam haben, ist die Art und Weise, wie ihr Gehirn Reize verarbeitet. Diese durchlaufen – vereinfacht ausgedrückt – keine Filter, sodass alle Eindrücke als gleich wichtig und gleich „laut“ im Gehirn ankommen. Ein Ausblenden von vermeintlich unwichtigeren Reizen ist damit kaum möglich.
2. Stärken von hochsensiblen Menschen
Trotz der genannten Herausforderungen bringen hochsensible Menschen besondere Stärken mit, die sie in vielen Berufen zu wertvollen Mitarbeitenden machen. Sie besitzen die Fähigkeit, Details wahrzunehmen und tiefgehende Analysen durchzuführen, was in Berufen, die Präzision und Genauigkeit erfordern, ein großer Vorteil sein kann. Hochsensible Personen sind zudem oft kreativ und haben ein ausgeprägtes ästhetisches Gespür. Ein weiteres Plus hochsensibler Menschen ist ihre Empathie. Sie sind in der Lage, die Bedürfnisse und Gefühle ihrer Mitmenschen genau wahrzunehmen, was sie in sozialen und beratenden Berufen auszeichnet.
Darüber hinaus sind hochsensible Menschen oft engagiert in ihren Jobs. Die Voraussetzung für viele ist allerdings, dass sie etwas Sinnhaftes tun. Sie brauchen Kontext und Hintergrund. Werte wie Ehrlichkeit, Authentizität und Gerechtigkeit spielen bei der Wahl der Tätigkeit und des Unternehmens eine entscheidende Rolle. Monothematische Arbeit, die kaum Variation bietet, ist eher ungeeignet, denn Hochsensible sind häufig vielinteressierte und vielbegabte Menschen, die Abwechslung lieben.
Entscheidend sind auch das Arbeitsumfeld und die vorherrschende Kultur. In einem Unternehmen, in dem eine Ellenbogenmentalität gepflegt wird, werden hochsensible Menschen auf Dauer nicht glücklich. An dieser Stelle könnte der Eindruck entstehen, dass Hochsensible für eine Führungsposition nicht geeignet sind. Das liegt daran, dass mit Führungskräften noch immer längst überholte Eigenschaften assoziiert werden – wie zum Beispiel Skrupellosigkeit oder ein gewisser Hang zum Narzissmus.
Tatsächlich sind hochsensible Chef:innen in einer modernen Arbeitswelt, in der es um Servant Leadership (dienendes statt beherrschendes Führen), Mitarbeiter:innen-Fokus und Entwicklung durch Feedback geht, eine ziemlich gute Wahl. Hochsensible Führungskräfte sind oftmals reflektiert und mitfühlend, was zu einem positiven Arbeitsklima und einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit führt. Auch in der zwischenmenschlichen Kommunikation und im Konfliktmanagement haben hochsensible Personen häufig ein geschicktes Händchen, da sie sensibel auf die Bedürfnisse und Stimmungen anderer eingehen können.
3. Ich bin hochsensibel – und jetzt?
Wenn Sie das Persönlichkeitsmerkmal Hochsensibilität aufweisen, ist es zunächst wichtig, dass Sie sich damit anfreunden. Denn: Hochsensibilität ist keine Schwäche. Beginnen Sie mit einer Selbstanalyse und schauen Sie, was Sie an Fähigkeiten mitbringen. Welche Facetten sind bei Ihnen besonders ausgeprägt? Was macht Sie aus? Versuchen Sie, nur festzustellen und nicht zu werten. Im nächsten Schritt geht es darum, abzuwägen, wie Sie Ihre „Ausrüstung“ am besten einsetzen. „Keine Kompetenz ist an sich gut oder schlecht“, sagt INQUA Karriere-Coach Andrea Nägel. „Es kommt auf die Intensität und den Kontext an.“ Liebe zum Detail zum Beispiel kann bei der finalen Ausarbeitung eines Designs eine gute Eigenschaft sein. Wenn Sie aber aus Liebe zum Detail Ihre PowerPoint-Präsentation nicht zum vereinbarten Termin fertig bekommen, haben Sie ein Problem.
Die folgenden fünf Tipps können Ihnen dabei helfen, souveräner mit Ihrer Hochsensibilität im Job umzugehen:
Selbstfürsorge und Pausen
Als hochsensibler Mensch sollten Sie im Berufsalltag auf regelmäßige Pausen achten, um sich von der Reizüberflutung zu erholen. Ein ruhiger Rückzugsort oder kurze Spaziergänge können Ihnen helfen, Ihre innere Balance wiederherzustellen. Zudem ist es wichtig, die eigenen Grenzen zu erkennen und rechtzeitig „Nein“ zu sagen, um Überlastung zu vermeiden.
Struktur schaffen
Eine gut organisierte Arbeitsumgebung und klare Strukturen sind für Ihre Hochsensibilität besonders hilfreich. Durch To-do-Listen, Zeitpläne und eine strukturierte Aufgabenverteilung können Sie Ihren Arbeitstag besser managen und Überforderung vermeiden. Auch das Arbeiten in Blöcken, bei dem intensive Phasen der Konzentration durch Pausen unterbrochen werden, kann Ihnen helfen.
Kommunikation mit Vorgesetzten und Kolleg:innen
Es ist wichtig, dass Sie als hochsensible Person Ihre Bedürfnisse klar kommunizieren. Ein offenes Gespräch mit Vorgesetzten oder den Kolleg:innen über Ihre bevorzugte Arbeitsweise oder notwendige Anpassungen der Arbeitsumgebung (z. B. ein ruhigerer Arbeitsplatz oder die Möglichkeit, zeitweise im Homeoffice zu arbeiten) kann Ihre Arbeitserfahrung deutlich verbessern.
Stärkung des Selbstbewusstseins
Werden Sie sich Ihrer besonderen Fähigkeiten als hochsensibler Mensch bewusst und lernen Sie, diese als Stärken zu betrachten. Das Wissen um Ihre Empathie, Kreativität und Detailgenauigkeit kann Ihnen helfen, selbstbewusster im Berufsleben aufzutreten und Ihre Talente gezielt einzusetzen.
Netzwerke nutzen
Der Austausch mit anderen hochsensiblen Menschen – sei es in Netzwerken oder in Coaching-Programmen – kann Sie dabei unterstützen, Strategien zu entwickeln, um mit den beruflichen Anforderungen besser umzugehen.
Holen Sie sich Unterstützung, wenn Sie sich überfordert fühlen. Freund:innen, Familie und Kolleg:innen können Ihnen wertvolles Feedback geben, das Ihnen hilft, Ihre Stärken und Schwächen zu erkennen und realistisch einzuschätzen. Vielleicht ist ein professionelles Coaching der richtige Weg für Sie. Das INQUA-Institut hat für sein zertifiziertes Angebot die wissenschaftlich erprobte Methode High Profiling® entwickelt: ein besonderes Coaching-Instrument, das Ihnen Ihre fachlichen und sozialen Stärken, aber auch mögliche Stolpersteine bewusst macht. Es hilft Ihnen, herauszufinden, welche Arbeitsbereiche zu Ihnen und Ihren Fähigkeiten passen. Die INQUA Job-Coaches nehmen sich die Zeit, mit Ihnen gemeinsam Ihr persönliches Profil zu entdecken. Eine Chance, die Sie nutzen sollten. Mit einem AVGS-Gutschein vom Jobcenter ist das INQUA Karriere-Coaching sogar kostenlos für Sie.
4. Mein:e Mitarbeiter:in ist hochsensibel – und jetzt?
Wenn Sie Führungskraft einer hochsensiblen Person sind, brauchen Sie nicht in Panik zu geraten. Sie haben vermutlich eine:n gewissenhafte:n Mitarbeiter:in in Ihrem Team, der:die hin und wieder eine Auszeit vom wuseligen Treiben braucht. In einer reizarmen Umgebung ist er:sie wahrscheinlich äußerst produktiv und kreativ. Sorgen Sie dafür, dass es Rückzugsräume gibt – im Zweifel können das auch Noise-Cancelling-Kopfhörer sein. Weniger gut umgehen kann Ihr:e Mitarbeiter:in vermutlich mit Zeitdruck und Wettbewerbssituationen. Allerdings sind die Ansprüche an einen Arbeitsplatz nicht verallgemeinerbar. Darum ist die beste Idee, die Person direkt anzusprechen und zu fragen: „Was brauchst du? Was kann ich tun, damit du dich wohlfühlst und entspannt arbeiten kannst?“
Genauere Informationen zur Schaffung eines passenden Arbeitsumfelds und zur Unterstützung von hochsensiblen Menschen in der Arbeitswelt erhalten Sie in dem einleitenden Artikel zum Thema Neurodiversität.
Gute Berufe für Hochsensible
1. Berufe mit Bezug zu Menschen: Hochsensible Menschen sind dank ihrer Empathie und ihres Verständnisses für menschliche Emotionen besonders erfolgreich in sozialen und beratenden Berufen.
2. Berufe mit Bezug zur Natur: Viele Hochsensible finden in der Natur Ruhe und Entspannung und sind in naturverbundenen Berufen besonders gut aufgehoben.
3. Berufe im kreativen Bereich: Durch ihr ausgeprägtes ästhetisches Gespür finden hochsensible Menschen in kreativen Berufen ideale Möglichkeiten zur Entfaltung.
4. Berufe mit analytischen und/oder forschenden Anforderungen: In analytischen Berufen können hochsensible Personen ihre Detailgenauigkeit und Konzentrationsfähigkeit optimal einsetzen.
5. Berufe im Bereich Kunst- und Kulturmanagement: Hochsensible mit einem Gespür für ästhetische Werte und Organisationstalent haben im Kunst- und Kulturmanagement die Chance, diese Stärken einzubringen.
5. Passende Berufe für Hochsensible
Noch einmal zur Erinnerung: DIE hochsensible Persönlichkeit existiert nicht – dementsprechend gibt es auch nicht DEN passenden Job für Hochsensible. Trotzdem passen einige Berufsfelder besser als andere. Die folgende Liste dient zur Inspiration, die Bandbreite der möglichen Berufe und Jobs für hochsensible Menschen ist groß.
Berufe mit Bezug zu Menschen
Aufgrund ihres hohen Einfühlungsvermögens und Verständnisses für menschliche Emotionen sind hochsensible Menschen oft in Berufen mit Bezug zu Menschen, vor allem in beratenden und therapeutischen Tätigkeiten, erfolgreich. Die folgenden Berufe profitieren von ihrer Fähigkeit, tief in die Bedürfnisse und Probleme ihrer Klient:innen einzutauchen und ihnen gezielt zu helfen:
- Dozent:in, Lehrer:in
- Sozialarbeiter:in
- Therapeut:in, Coach:in, Mediator:in
- Pädagog:in
Berufe mit Bezug zur Natur
Viele hochsensible Menschen fühlen sich in der Natur besonders wohl, da sie dort zur Ruhe kommen und ihre Sinne entspannen können. Die nachstehend aufgeführten Berufe bieten die Möglichkeit, in einer ruhigen Umgebung zu arbeiten und die Natur in den Arbeitsalltag zu integrieren:
- Tierpfleger:in
- Forstwirt:in
- Gärtner:in
- Landschaftsplaner:in, Landschaftsarchitekt:in
- Umweltberater:in
Berufe im kreativen Bereich
Hochsensible haben oft ein starkes ästhetisches Gespür und eine ausgeprägte Kreativität. Die weiter unten aufgeführten Berufe sind ideal, um diese Talente zu entfalten und in die berufliche Tätigkeit erfolgreich einzubringen. Diese Berufe bieten häufig die Möglichkeit, in einer ruhigen Umgebung zu arbeiten und sich intensiv auf kreative Prozesse einzulassen:
- Journalist:in oder Autor:in
- (Grafik-)Designer:in
- Künstler:in
- Fotograf:in
- (Innen-)Architekt:in
Berufe mit analytischen und/oder forschenden Anforderungen
In Berufen, die Genauigkeit und tiefgehende Analysen erfordern, wie in der Forschung oder Datenanalyse, können hochsensible Personen ihre Detailgenauigkeit und Konzentrationsfähigkeit optimal zum Einsatz bringen. Sie arbeiten gründlich und sind in der Lage, komplexe Informationen präzise zu verarbeiten. Beispiele für dieses Berufsfeld lauten:
- Controller:in
- Programmierer:in
- Datenanalyst:in
- Laborant:in
- Mechaniker:in
Berufe im Bereich Kunst- und Kulturmanagement
Im Kunst- und Kulturbereich können hochsensible Menschen ihre Kreativität mit organisatorischen Fähigkeiten kombinieren. Sie haben ein feines Gespür für ästhetische Werte und können in folgenden Positionen erfolgreich sein:
- Kurator:in
- Eventplaner:in
- Kulturmanager:in
6. Jobs, die für hochsensible Menschen herausfordernd sein können
Hochsensible Menschen können in bestimmten Berufen auf erhebliche Herausforderungen stoßen – insbesondere in solchen, die von ständiger Hektik, hoher Lautstärke oder intensiver Reizüberflutung geprägt sind. Jobs in Großraumbüros, an lauten Produktionslinien oder in Berufen mit hohem Konkurrenzdruck, wie in der Investmentbranche, im Vertrieb oder in der Werbung, können für Hochsensible äußerst belastend sein. Auch Tätigkeiten, die schnelle und impulsive Entscheidungen erfordern – wie in der Notfallmedizin, im Rettungsdienst oder in der Gastronomie – können für sie schwierig sein, da sie häufig eine längere Zeit zur Verarbeitung und Reflexion bevorzugen. Ebenso sind Berufe im Kundenservice oder in Callcentern, die intensiven direkten Kundenkontakt und eine hohe Taktung erfordern, oftmals wenig geeignet. Da Hochsensible über eine intensive Reizverarbeitung verfügen, fühlen sie sich in Berufen, die wenig Rückzugsmöglichkeiten bieten und hohe Stresslevels erzeugen, tendenziell überfordert. Hinzu kommt, dass sie oft den Anspruch haben, Aufgaben perfekt und gründlich zu erledigen, was dazu führen kann, dass sie mehr Zeit als notwendig für bestimmte Projekte investieren und dadurch Stress und Erschöpfung erleben. Hochsensibilität ist jedoch ein Spektrum und es gilt immer individuell zu schauen, was als besonders herausfordernd empfunden wird.
7. Hochsensibilität und Zufriedenheit im Job können Hand in Hand gehen
Hochsensible Menschen besitzen einzigartige Stärken, die sie in vielen Berufen zu bereichernden Mitarbeitenden und Kolleg:innen machen. Empathie, Kreativität und Detailgenauigkeit sind Qualitäten, die in sozialen, kreativen und analytischen Bereichen besonders geschätzt werden. Mit einem passenden Arbeitsumfeld und einer offenen Kommunikation über ihre Bedürfnisse können Hochsensible nicht nur erfolgreich sein, sondern ihre besonderen Fähigkeiten voll entfalten. Dies erfordert ein gewisses Maß an Selbstbewusstsein und den Mut, die eigene Hochsensibilität anzuerkennen und in das berufliche Leben zu integrieren.
Hochsensibilität bedeutet keinesfalls, dass Berufe in Großraumbüros oder stark reizintensiven Umgebungen völlig ungeeignet wären. Vielmehr kommt es darauf an, Wege zu finden, wie die eigenen Bedürfnisse mit den Anforderungen des Jobs in Einklang gebracht werden können. Das Verständnis für die eigenen Empfindungen und der Mut, diese zu äußern, sind entscheidende Schritte. Hochsensible Menschen können durch Selbstakzeptanz und klare Kommunikation ihre Arbeitswelt aktiv mitgestalten und ihre Empfindsamkeit als Stärke erleben – eine Stärke, die nicht versteckt, sondern bewusst eingesetzt werden kann, um im Beruf echte Zufriedenheit und Erfolg zu finden.
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