Scheitern bei der Jobsuche ist eine Chance – vorausgesetzt, wir lernen aus unseren Fehlern

Niemand durchläuft ein Berufsleben frei von Pleiten, Pech und Pannen. Eine Absage bei der Bewerbung, ein nicht verlängerter Vertrag oder die nicht bestandene Probezeit, Arbeitslosigkeit, Lücken im Lebenslauf, ein erfolgloses Projekt – Niederlagen kratzen an unserem Selbstwertgefühl. Sie demoralisieren uns und lassen uns verunsichert innehalten. Kaum zu glauben, aber wahr: Rund 80 bis 90 Prozent aller Start-ups scheitern, trotz teils genialer Geschäftsideen. Doch Tatsache ist auch: Viel Neues entsteht, wenn Menschen scheitern. Denn wer Fehler macht, lernt sich selbst besser kennen, verändert seine Strategie und wagt neue Wege. Dadurch entwickeln wir uns weiter. Alles, was wir dafür brauchen, ist: Motivation! Doch wie behalten wir trotz Rückschlägen unsere Motivation bei der Jobsuche und bei der Bewerbung?

1. Bauen Sie eine Brücke des Selbstvertrauens

Zunächst einmal: Scheitern ist normal – und bringt uns weiter. Vorausgesetzt, wir stecken nicht den Kopf in den Sand, sondern betrachten unsere vermeintliche Niederlage als Ausgangspunkt für eine neue Chance. Wer einen Karriereknick erlebt, durchläuft in der Regel vier Phasen:

  • Phase 1: Schock
  • Phase 2: Verdrängung durch die Hoffnung, dass alles wieder gut wird
  • Phase 3: Trauer
  • Phase 4: Akzeptanz

Gerade in der Phase der Trauer ist es wichtig, eine „Brücke des Selbstvertrauens“ zu bauen und sich nicht zu verkriechen. Dann kann es wieder aufwärtsgehen. INQUA Karriere-Coach Birgit Rüdesheim aus Berlin bekräftigt, wie bedeutsam es ist, mit dieser Erfahrung nach außen zu gehen: „Reden Sie mit anderen und Sie werden überrascht sein, wie viele Menschen scheitern!“ Genauso wichtig sind ihre folgenden Empfehlungen: „Reflektieren Sie das Erlebte, werten Sie es aus und stellen Sie sich die Frage: Wozu war das gut? Und vor allem: Verändern Sie den Blickwinkel, schauen Sie genau hin: Was habe ich gelernt? Wofür war das hilfreich? Wo ist mein blinder Fleck?“

Die Kompetenz, mit (vermeintlichem) Scheitern und Krisen umzugehen, heißt Resilienz und ist eine Art innere Stärke, die uns Widerstand entwickeln lässt, indem wir optimistisch und kreativ bleiben, nach Lösungen suchen und uns gegebenenfalls helfen lassen. Resiliente Menschen behalten ihre Motivation. Dabei ist diese Resilienz eine immer wichtiger werdende Eigenschaft, die eng an die zunehmend von der Arbeitswelt geforderte Flexibilität gekoppelt ist: Jobs sind nicht mehr so starr und endgültig wie früher. Alles unterliegt einem ständigen Wandel und somit steigen auch die Fehlerquote und die Wahrscheinlichkeit, dass etwas schiefläuft.

2. Die Arbeitssuche als Prozess begreifen

Jobsuche als Prozess

Speziell die Arbeitsuche kann für viele Menschen zur großen Belastung werden. Viele setzen sich selbst zu sehr unter Druck, oft mit unbefriedigenden Ergebnissen. INQUA Coach Simone Eva Schüler aus Berlin erläutert im Interview, warum die Arbeitssuche ein planbares Projekt ist und warum diese Perspektive hilft, Druck abzubauen und mit Rückschlägen konstruktiv umzugehen. Sie vergleicht die Jobsuche mit den Runden eines Langstreckenläufers, der seine Ressourcen immer wieder neu motivieren und aktivieren muss: „Diese Runden kommen den Schleifen, die wir auf unserer Arbeitssuche drehen, sehr nah. Somit ist es von Bedeutung, dass ich die Suche nach einem neuen Job als Prozess verstehe, bei dem ich auf ganz vielen unterschiedlichen Ebenen und aus mehreren Perspektiven meine Zielsetzungen und Entwicklungszustände betrachten kann. Frei nach dem Motto: Der Weg ist das Ziel. So können die eigenen Entscheidungen immer wieder revidiert und an neue Erkenntnisse angepasst werden. Denn wer die Arbeitssuche als Prozess und eigenständiges Projekt betrachtet, erkennt auch seine Einfluss- und Gestaltungsmöglichkeiten. Simone Eva Schülers Fazit: „Wenn ich mich Frau/Herr dieser Lage fühle und mir die Planbarkeit vor Augen führe, nimmt das den Druck aus dem gesamten Prozess, weil ich mit den Herausforderungen dieser Lage aktiv umgehen kann.“

3. Motivation behalten mit der richtigen inneren Haltung

Selbst wenn die Bewerbung nicht auf Anhieb klappt: „Gescheit“ scheitern beginnt damit, sich selbst zu verzeihen. Das bedeutet, sich immer wieder klarzumachen, dass Ihr individueller Wert als Mensch und Arbeitskraft erhalten bleibt. Er verringert sich nicht durch eine Niederlage. „Machen Sie sich all Ihre Erfolge aus Ihrem ganzen Leben bewusst“, empfiehlt auch INQUA Karriere-Coach Sabine Letzner aus Berlin. Sie weiß aus langjähriger Erfahrung: „Eine positive Grundeinstellung nach dem Motto ‚Wer nichts wagt, der nicht gewinnt’ ist eine wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche Arbeitssuche.“ Fragen Sie sich: Was sind meine Stärken? Was habe ich bis jetzt erreicht und welche Aufgaben und Krisen habe ich bereits bewältigt? Nun werfen Sie einen konstruktiv-kritischen und, so gut es geht, realistischen Blick auf sich selbst, so als würden Sie sich von außen betrachten. Anschließend analysieren Sie, warum es diesmal schiefgegangen ist. Versuchen Sie, zu Ihrem Scheitern zu stehen, ohne allzu hart mit sich selbst ins Gericht zu gehen oder in eine Opferrolle zu verfallen. Sollten Sie von Emotionen überwältigt werden, versuchen Sie, Ruhe zu bewahren, und seien Sie gewiss: In ein paar Tagen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. „Konzentrieren Sie sich darauf, was Sie alles aus dem Scheitern lernen können, und freuen Sie sich darauf, denselben Fehler nicht zu wiederholen“, rät Dr. Martin Hertkorn, Gründer und Leiter des INQUA-Instituts. „Wichtig ist, eine positive innere Haltung gegenüber Fehlern, Krisen und Brüchen einzunehmen. Krisen können uns stärker machen und unser Bewusstsein schärfen, indem wir überkommene Werte und Verhaltensmuster hinterfragen und uns neu ausrichten“, so Hertkorn weiter. Für das Prinzip Zuversicht empfiehlt der Senior-Coach eine einfache Methode, die jeder selbst ausprobieren kann: „Ich male mir einen beliebigen Zeitpunkt in der Zukunft aus, zu dem sich alles nach meinen Wünschen entwickelt hat. Ich beschreibe diesen Tag in der Form, als würde ich einem alten Freund erzählen, wie ich diesen Tag gestaltet habe. Ein solches Bild strahlt eine starke Kraft aus. In einem zweiten Schritt beschreibe ich die Zwischenstufen, die mich dorthin geführt haben.”

4. Vergleichen Sie sich nicht mit anderen. Sie sind einzigartig!

Auch INQUA Karriere-Coach Iris Jacobs aus Ludwigsburg weiß: „Wenn wir arbeitssuchend sind oder es im Job nicht gut läuft, leidet häufig unser Selbstbewusstsein. Der Grund ist, dass es in unserer Gesellschaft üblich ist, uns und andere über den Beruf zu definieren. Wir werden unsicher und trauen uns keine schwierigen Aufgaben zu. Was wir über uns denken, bestimmt dabei unseren Selbstwert. Doch diese Gedanken lassen sich steuern und der Weg zu einem gesunden Selbstbewusstsein ist erlernbar.“ Sie empfiehlt: „Fokussieren Sie sich auf Ihre Stärken und vergleichen Sie sich nicht mit anderen. Sie sind einzigartig!“ Im Interview erläutert Simone Eva Schüler eine sehr wirksame Strategie, wie Sie sich Ihre Selbstzweifel bewusst machen und durch eine Fokussierung auf die eigenen Stärken und Fähigkeiten ersetzen und so das „negative Kopfkino“ überwinden können. Vertrauen Sie auf sich, auf Ihre positiven Eigenschaften und Ihr Können. Zum Beispiel, indem Sie sich Ihre bisherigen Erfolge ins Gedächtnis rufen oder andere fragen, was diese an Ihnen schätzen. Wer sich selbst einige gezielte Fragen stellt – und diese einschließlich der Antworten am besten aufschreibt –, begibt sich auf einen konstruktiven und leichter als gedachten Weg zu neuem Selbstbewusstsein.

5. Aufstehen, Krone richten – und professionell unterstützen lassen

Brücke bauen für Ihr SelbstbewusstseinNun fällt die Selbstmotivation möglicherweise immer nicht so leicht, wie es hier klingt. Holen Sie sich daher professionelle Unterstützung, um Ihre ganz individuelle Motivation wiederaufzubauen. Das gilt besonders, wenn Sie einen Rückschlag erfahren haben, um bei Ihrer Jobsuche und der nächsten Bewerbung positiv und gelassen zu bleiben – und realistisch. Ein Karriere-Coaching bietet hilfreiche Impulse, Ihre Muster und Fallstricke, die sich häufig wiederholen, in Zukunft besser zu erkennen, sie aufzulösen beziehungsweise umzuwandeln. Mit der biografieorientierten Methode High Profiling® und der Genogrammarbeit haben sich die INQUA Karriere-Coaches darauf spezialisiert, Menschen bewusst zu machen, welche Stärken sie haben und welche Ressourcen sie in Zukunft noch besser einsetzen können. Dabei geht es keinesfalls nur um die Theorie, sondern in erster Linie um die Praxis, nicht zuletzt durch die Vermittlung von Bewerbungsstrategien, die den Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt erleichtern. Sie erhalten von Ihrem Coach konkrete Tipps und Tricks, die Sie in Ihren Alltag integrieren können, sowie eine gezielte Vorbereitung und Strukturierung für Ihren beruflichen Neustart: Sie lernen, wie Sie sich besser aufstellen, wie Sie Ihre Bewerbung optimieren, Ihr Profil schärfen und Ihre Netzwerke ausbauen. Außerdem bekommen Sie Tools an die Hand, wie Sie vor dem nächsten Vorstellungsgespräch Ihre Aufregung mildern. Selbst und erst recht, wenn Sie noch gar keine Vorstellung haben, wie es weitergehen könnte – mit einem Karriere-Coaching machen Sie den ersten Schritt. Sie generieren neue Eigenmotivation, lernen, sie zu behalten, und stärken langfristig Ihre Resilienz und Ihr Selbstwertgefühl. Sie gewinnen neuen Überblick und finden klare Antworten auf die Fragen: Was habe ich bis jetzt erreicht, wo stehe ich und wo will ich hin? Übrigens können Sie Ihr Karriere-Coaching über einen Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein (AVGS) zu 100 Prozent von der Bundesagentur für Arbeit finanzieren lassen. Handeln Sie also getreu dem Motto „Hinfallen, aufstehen, Krone richten“ und lassen Sie sich vom weisen Laotse inspirieren: „Auch eine Reise von tausend Meilen beginnt mit dem ersten Schritt.“ So können Sie Ihr Scheitern für sich und Ihre Zukunft nutzen und Ihre Niederlagen in neue berufliche Optionen verwandeln. Viel Erfolg dabei!

Benötigen Sie eine persönliche Beratung?

Gerne beantworten wir Ihnen alle Ihre Fragen rund um die Förderung des INQUA Karriere-Coachings mit AVGS.

Über den Autor:

Johannes Junker I Head of Coaching bei INQUA

Johannes Junker ist systemischer Coach, kreativer Prozessbegleiter und Head of Communications am INQUA-Institut. Als Host des INQUA Karriere-Coaching-Podcasts COACHGEFLÜSTER spricht er regelmäßig mit Expert:innen zu Themen rund um die berufliche Neuorientierung und gibt Tipps für Vorstellungsgespräche, Bewerbung und die persönliche Weiterentwicklung.

Weitere Links zum Thema:

Scheitern als Chance – INQUA Karriere-Coach Birgit Rüdesheim über den Nutzen von Scheitern für Ihre Weiterentwicklung

Berufliche Neuorientierung 50 plus – dank INQUA Bewerbungstraining – INQUA Karriere-Coach Sabine Letzner zum Bewerbungstraining für Jobsuchende 50+

Schritt für Schritt zur Traumposition – Video-Interview mit einer Kundin über ihr Coaching-Erlebnis mit INQUA

Berufliche Neuorientierung – Warum jetzt die beste Zeit ist

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?

Lesen Sie monatlich die aktuellsten News vom Arbeitsmarkt & Tipps zum Bewerbungsprozess – kostenlos in Ihrem E-Mail-Postfach.




Letzte Beiträge

Assessment-Center Übungen: In 7 Tagen fit für Ihren Erfolg

Assessment-Center Übungen: In 7 Tagen fit für Ihren Erfolg

Eine Einladung zu einem Assessment-Center ist die Eintrittskarte in Runde zwei des Bewerbungsprozesses. Verständlich, dass Sie hier glänzen möchten. Wir haben Assessment-Center Übungen für Sie zusammengestellt und zeigen Ihnen, wie Sie sich innerhalb von sieben Tagen perfekt auf ein AC vorbereiten können.

Employer Branding entschlüsselt: Was Karriereseiten über die Unternehmenskultur verraten

Employer Branding entschlüsselt: Was Karriereseiten über die Unternehmenskultur verraten

Wie kann ich mir als Bewerber:in einen Eindruck von der Kultur eines Unternehmens verschaffen? Darüber spricht Podcast-Host Johannes Junker in der 40. Folge von COACHGEFLÜSTER mit Mia Welteroth. Als Business Coach und Expertin für Employer Branding hat sie Tipps zur Entschlüsselung von Karriereseiten dabei.

Assessment-Center-Vorbereitung: Tipps vom AC-Entwickler

Assessment-Center-Vorbereitung: Tipps vom AC-Entwickler

Fit fürs Assessment-Center in nur sieben Tagen? Das geht am besten mit Tipps und Impulsen vom Profi. INQUA Geschäftsführer Johannes Gramß ist Psychologe, Coach und Trainer und hat schon zahlreiche AC entwickelt. Im Podcast verrät er, was Sie erwartet und wie die perfekte Assessment-Center-Vorbereitung gelingt.