Inhalt:
Unsere 10 Tipps für Job-Interviews1. Recherchieren und Fragen notieren2. Haltung und Souveränität zeigen3. Selbstpräsentation – eine Frage der Übung4. Worauf im Gespräch zu achten ist5. Motivation ist entscheidend6. Mehrwert für das Unternehmen7. Schwäche wird zu Stärke8. Nun sind Sie an der Reihe9. Nicht zuletzt: Gehalt verhandeln10. Abschluss des Gesprächs und RückmeldungCheckliste zur Vorbereitung auf das Bewerbungsgespräch:„Treten Sie nicht als Bittsteller auf, bieten Sie Kompetenzen und Lösungen!“
Als Akademiker:in, Fach- oder Führungskraft mit Berufserfahrung haben Sie einer Firma oder Organisation einiges zu bieten. Wenn Sie auf Ihre qualifizierte Bewerbung eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch erhalten, haben Sie die erste Hürde auf dem Weg zu Ihrem neuen Traumjob bereits genommen. Nun gilt es, die Chance zu nutzen, indem Sie sich gut auf das Gespräch vorbereiten und sich entsprechend Ihrer Kompetenzen präsentieren. Unsere wissenschaftliche Koordinatorin Dr. Dr. Angela Küster hat dafür die zehn wichtigsten Tipps:
Unsere 10 Tipps für Job-Interviews
1. Recherchieren und Fragen notieren
Sicher haben Sie sich schon gut über das Unternehmen informiert, denn sonst hätten Sie sich nicht die Mühe gemacht, sich bei diesem zu bewerben. Nehmen Sie sich trotzdem noch einmal Zeit, um alles, was Sie finden können, über das Unternehmen, die zu besetzende Stelle und den beruflichen Bereich zu lesen. Recherchieren Sie ausführlich auf der Website der Firma, lesen Sie Artikel und Bewertungen. Falls möglich kontaktieren Sie eine Person aus Ihrem Netzwerk, die dort arbeitet. Bereiten Sie Ihre Fragen zum Unternehmen und dem Arbeitsbereich der ausgeschriebenen Position schriftlich vor und nehmen Sie diese mit ins Gespräch.
2. Haltung und Souveränität zeigen
Gehen Sie mit der Haltung in das Gespräch, dass es nicht nur darum geht, ob Sie das Jobangebot erhalten, sondern auch dass Sie sich vergewissern können, ob Sie dort arbeiten möchten. Schalten Sie Ihren inneren Kritiker ein! Fragen Sie sich, warum Sie bei diesem Unternehmen arbeiten wollen und vermitteln Sie eine selbstbewusste Haltung, indem Sie fundierte, sinnvolle und berechtigte Fragen zum Unternehmen und Ihrer künftigen Aufgabe stellen. Treten Sie nicht als Bittsteller auf, sondern als jemand, der über Kompetenzen verfügt und Lösungen für Probleme oder Herausforderungen bietet. Machen Sie deutlich, was Sie für das Unternehmen tun können, um ihm bei seinen Problemen zu helfen. Stellen Sie sich als Teil der Lösung dar. Strahlen Sie durch Ihre Kleidung und Ihre Haltung Souveränität aus.
3. Selbstpräsentation – eine Frage der Übung
Als Einstieg folgt häufig eine sehr offene Frage wie zum Beispiel „Erzählen Sie doch erst mal etwas über sich!“. Dies ist eine Einladung, das Gespräch zu gestalten und Ihre bisherige Erwerbsbiografie überzeugend zu präsentieren. Jetzt können Sie die wichtigsten Stationen beschreiben und begründen, warum Sie bestimmte Berufe und Studienfächer gewählt haben. Schließen Sie mit der Perspektive, wohin oder wonach Sie streben, mit einleitenden Sätzen wie „Ich finde Ihr Konzept beeindruckend, deshalb möchte ich Teil Ihres Teams/Unternehmens werden“ oder „Ich identifiziere mich mit Ihrer Organisation, da diese …“. Diese Selbstpräsentation kann vorher geübt werden, möglichst mit einer Person, die Ihnen Feedback gibt. Bereiten Sie sich auch auf wichtige Fragen vor, die im Bewerbungsgespräch gestellt werden können, besonders in Bezug auf Ihren Lebenslauf. Wo sind hier eventuelle Schwachstellen oder Lücken? Wie können Sie Nachfragen am besten – vielleicht auch humorvoll und schlagfertig – beantworten?
4. Worauf im Gespräch zu achten ist
Achten Sie während des Gesprächs darauf, die Körpersprache Ihres Gegenübers zu spiegeln, so stellen Sie eine gute Verbindung her. Beachten Sie während des Gespräches auch die 50:50-Regel. Wenn Sie zu viel von sich erzählen, entsteht der Eindruck, Sie interessieren sich nicht für die Bedürfnisse Ihres Arbeitgebers. Erzählen Sie zu wenig, wirkt dies, als hätten Sie etwas zu verbergen. Antworten Sie 20 Sekunden bis 2 Minuten lang auf Fragen. Nehmen Sie sich Zeit bei der Beantwortung und atmen Sie erst einmal tief durch, reden Sie nicht gleich los.
5. Motivation ist entscheidend
Ihre Motivation haben Sie bereits überzeugend in Ihrer Bewerbung vermittelt. Da Ihr Wissen über die Firma ein wichtiger Indikator für Ihre Motivation ist, zeigen sie jetzt, dass Sie sich ausführlich mit dem Unternehmen und der ausgeschriebenen Stelle beschäftigt haben. Typische Fragen, die hierzu gestellt werden können, sind: „Warum wollen Sie hier arbeiten?”, „Was hat Sie an unserem Stellenangebot besonders angesprochen?“, „Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für unser Unternehmen in den nächsten Jahren?“ oder „Wo sehen Sie sich in 1/5/10 Jahren?”. Sprechen Sie weniger von sich als vielmehr davon, wie das Unternehmen von Ihnen profitieren kann. Greifen Sie Punkte aus der Anzeige auf, um zu zeigen, dass Sie sehr gut auf diese Stelle passen.
6. Mehrwert für das Unternehmen
Grundsätzlich können Sie beim Bewerbungsgespräch davon ausgehen, dass die Interviewer von Ihren fachlichen Kompetenzen (fast) überzeugt sind, sonst wären Sie nicht eingeladen worden. Jetzt geht es eher darum, Ihre Angaben zu Qualifikation und Erfahrung punktuell zu überprüfen und gegebenenfalls kleine Zweifel auszuräumen. Gerne werden sogenannte situative Fragen gestellt: „Angenommen [Situation oder Herausforderung, die sich aus den Aufgaben der Stelle ableiten lässt]. Wie würden Sie in diesem Fall vorgehen?“. Stellen Sie den Mehrwert Ihrer Person für das Unternehmen dar, lassen Sie eventuell einfließen, wie groß Ihr berufliches und privates Netzwerk ist, das diesem nützlich sein kann.
7. Schwäche wird zu Stärke
Ihre sozialen und persönlichen Kompetenzen sind für das Team und den Erfolg der Firma ebenso wichtig. Werden Sie auch als Mensch sichtbar, indem Sie etwas von sich preisgeben. Sie können etwa von einem herausfordernden Erlebnis erzählen und wie Sie die Situation erfolgreich gemeistert haben. Damit machen Sie aus einer Schwäche eine Stärke. Überlegen Sie, mit welchen Hobbys oder Freizeitaktivitäten Sie punkten können. Wägen Sie vorher ab, was Sie erzählen möchten und was Sie lieber für sich behalten, auch wenn Sie direkt danach gefragt werden.
8. Nun sind Sie an der Reihe
Meistens erhalten Sie gegen Ende des Bewerbungsgesprächs die Gelegenheit, Fragen über das Unternehmen, die Stelle und die Mitarbeitenden zu stellen. Jetzt können Sie alle Fragen vorbringen, die sich Ihnen bei Ihrer Recherche gestellt haben und mit denen Sie nun noch einmal Ihr Interesse an der Stelle und am Unternehmen zeigen. Denkbar sind Fragen zur Unternehmensstrategie, zu Aufgaben, Stelle und Konditionen, Fragen zur Weiterbildung und Entwicklungsmöglichkeiten, bis zum Umgang mit Fehlern oder dem Grund, warum die Stelle frei geworden ist. Lassen Sie sich den Arbeitsplatz zeigen, damit Sie sich vergewissern können, dass dieser Ihren Vorstellungen und Ansprüchen genügt. Lassen Sie sich überzeugen, dass Sie hier richtig sind und sich wohlfühlen werden.
9. Nicht zuletzt: Gehalt verhandeln
Sicher gibt auch die angebotene Vergütung den Ausschlag dafür, ob Sie in diesem Unternehmen arbeiten wollen. Wenn das Gehalt nicht schon bei der Ausschreibung feststand, haben Sie nun Gelegenheit, dieses geschickt auszuhandeln. Auch hier ist die Vorbereitung essenziell. Sie sollten wissen, was branchenüblich in der Region für diese Stelle für jemanden mit Ihrer Erfahrung gezahlt wird. Beachten Sie das Gesamtpaket: Wie viele Urlaubstage und eventuelle Weiterbildungstage bekommen Sie? Wie sieht es mit betrieblicher Altersvorsorge, Gesundheitsvorsorge, Dienstwagen, ÖPNV-Ticket oder Ähnlichem aus. Was bietet Ihnen das Unternehmen noch an Vorteilen, die eventuell ein etwas geringeres Gehalt ausgleichen? Wenn Sie nach Ihrer Gehaltsvorstellung gefragt werden, nennen Sie einen Betrag, der angemessen ist und den Sie argumentativ vertreten können. Verhandelt wird in der Regel immer das Brutto-Jahresgehalt. Nennen Sie auf keinen Fall eine Spanne oder das persönliche Minimum, sondern einen Betrag, von dem Sie sich noch ein wenig nach unten bewegen können. Sprechen Sie nach der Nennung dieses Betrags auf keinen Fall weiter, sondern warten Sie ab, bis Ihr Gegenüber sich dazu äußert. Falls Sie sich zu einem Gegenvorschlag nicht sicher sind, bitten Sie um Bedenkzeit.
10. Abschluss des Gesprächs und Rückmeldung
Erkundigen Sie sich, bis wann Sie mit einer Entscheidung rechnen können, und kommunizieren Sie bis zum Schluss professionell. Halten Sie die Spannung hoch. Manchmal lädt eine sehr freundliche Atmosphäre dazu ein, sich zu „leger“ zu verhalten. Und noch ein wichtiger Hinweis: Schicken Sie unbedingt noch am selben oder am nächsten Tag eine E-Mail an alle Teilnehmer:innen und bedanken Sie sich für das angenehme Gespräch. Bekräftigen Sie, dass Sie gerne in diesem Unternehmen und dem Team arbeiten möchten. Bei Ausbleiben dieser E-Mail wird eventuell davon ausgegangen, dass Sie kein Interesse haben.
Viel Erfolg!
Weitere Tipps finden Sie in unserem E-Book „Auf dem Weg zum Traumjob“. Im INQUA Karriere-Coaching unterstützt Ihr Coach Sie gerne bei der inhaltlichen Vorbereitung und arbeitet mit Ihnen in Rollenspielen an einer optimalen Präsentation.
Checkliste zur Vorbereitung auf das Bewerbungsgespräch:
Vor dem Termin:
- Ausführliche Recherche, mögliche Antworten und Fragen an das Unternehmen vorbereiten
- Selbstpräsentation üben
- Kleidung sorgfältig auswählen
Im Gespräch:
- Körpersprache der Teilnehmer:innen spiegeln
- Für die Einladung danken
- 50:50-Regel einhalten
- Am Ende für das Gespräch danken
Im Anschluss:
E-Mail an alle Teilnehmer:innen schicken, für das angenehme Gespräch danken und das Interesse an der Stelle bekräftigen
Über den Autor:
Weitere Links zum Thema:
Das richtige Outfit im Bewerbungsgespräch: Interview mit INQUA Karriere-Coach Petra Schreiber
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